Das, was die ÖBB hier in Linz auf dieser zentralen Stecke plant, ist so, als ob man die Linzer Stadtautobahn ohne Ausfahrten betreiben würde!
Im letzten November gab es die Information, dass der 4spurige Ausbau auf der Weststrecke mitten in Linz (Kleinmünchen bis Lastenstraße) noch einmal um 2 Jahre später fertig sein wird, obwohl er eigentlich schon 2006 fertig sein sollte.
Nicht zum Thema gemacht wurde aber, dass die ÖBB im Zuge des Hunderte Millionen Euro teuren Ausbaues auf 4 Gleise nicht beabsichtigt, in diesem zentralen Bereich von Linz eine entsprechende Verdichtung an Nahverkehrshaltestellen vorzunehmen.
Neben dem Nahverkehrsknoten Franckviertel (auf Höhe Lastenstraße) ist keine zusätzliche Haltestelle geplant. Damit wird die viel zu große Lücke zwischen Linz Hauptbahnhof und Haltestelle Linz-Ebelsberg von dzt. fast 8 km auf gerade einmal 6,5 km reduziert.
In ganz Österreich gibt es in den großen Ballungsräumen keinen derart großen Haltestellenabstand! In Graz, Innsbruck und Salzburg liegen die S-Bahn Haltestellen im Mittel zwischen 3,7 und 1,9 km weit auseinander, also zwischen der Hälfte und dem Viertel des Linzer Wertes.
Keine ausreichende Haltestellendichte heißt längere Wege und mehr Umsteigen für die ÖV-Nutzer.
Es wird in den UVP-Unterlagen für dieses Projekt davon gesprochen, dass aus „fahrplantechnischen Gründen“ und zur Einhaltung der Taktfahrzeit auf den 8 km nur eine zusätzliche Haltestelle errichtet werden kann und das trotz zweier vom Fernverkehr unabhängigen, durchgehenden Nahverkehrsgleisen! Das gleiche Killerargument verwendet die ÖBB für die geplante Auflassung der Haltestelle Pasching.
Was machen die Salzburger, die bei 2 Gleisen (auch für den Fernverkehr und Güterverkehr) auf der Hauptstrecke in Richtung Süden alle 1,5 km eine Haltestelle haben, die teilweise erst in den letzten 20 Jahren errichtet wurden.
Dazu ist zu prüfen, ob die Anzahl der Bahnkunden, die am Hauptbahnhof Linz oder in St. Valentin in den Fernverkehr oder in REX-Züge umsteigen wollen, größer sein werden als die Ein-und Aussteiger auf den Linzer Nahverkehrshaltestellen. Das scheint sehr unwahrscheinlich zu sein. Dann gilt dieses Argument nicht mehr und es müssen bessere Argumente her.
Dass eine derart große Haltestellen-Lücke im Schwerpunkt von Linz eine massive Schwachstelle im ÖV-System darstellt, zeigt ein Vergleich mit der durch Linz verlaufenden Autobahn A7.
Die Lücke im Bahnsystem hat den gleichen Effekt, als würde man auf der A7 in Fahrtrichtung Nord bei der Salzburger Straße noch einmal die Autobahn verlassen können, dann aber bis zur Hafenstraße auf 8 km Länge keine Ausfahrt mehr vorfinden. Also keine Ausfahrt Muldenstraße, keine Ausfahrt Linz Zentrum, keine Ausfahrt Wienerstraße, keine Ausfahrt Perg, Ebelsberg, keine Ausfahrt VOEST, keine Ausfahrt Industrieziele und keine Ausfahrt Prinz-Eugen-Straße. (siehe Bild)
Ähnlich wäre es auch so, wenn man auf der zur Weststrecke parallel führenden Umfahrung Ebelsberg auf 5 km Länge zwischen Mona Lisa Tunnel und dem VOEST-Knoten keine Ausfahrt hätte. Also von Süden kommend man in die VOEST nur vom Norden zufahren könnte.
Man kommt auch ohne diese Ausfahrten irgendwie ans Ziel – natürlich deutlich umständlicher – und kann sich vorstellen, wie es den ÖV-Kunden geht, wenn sie im zentralen Bereich von Linz auf der Weststrecke nur durchfahren können und nicht an neuen, gut situierten und gut ins ÖV-Netz integrierten Bahn-Haltestellen auf schnellem Weg umsteigen können, um zu ihren Zielen zu kommen.
Verkehrswende im ÖV heißt viel mehr Leute und vor allem auf neuen, kürzeren Wegen mit möglichst wenig Umsteigevorgängen zu ihren Zielen zu führen.
Die Nahverkehrsgleise werden für die lokale Bevölkerung Linz und OÖ errichtet. Dass dabei die Stadt Linz und das Land OÖ weitgehend in die Zuschauerrolle verbannt sind, ist ein großer Fehler in der Abwicklung des Ausbaus der Bahninfrastruktur im Großraum Linz.
Es ist aber auch nicht verständlich und eigentlich untragbar, wenn für den völlig aus der Zeit gefallenen und den Klimazielen zu 100 % widersprechenden Westring die lokale Politik mit mehrfachen Wienfahrten hochrangiger Politikabordnungen und für den Fall der Nichtfinanzierung sogar mit Kriegserklärung an den Bund reagiert hat, für den im Hinblick auf die Haltestellendichte unzureichenden und um Jahre verzögerten, für die Verkehrswende überfälligen Westbahnausbau im Linzer Osten sie aber nur mit Unmutsäußerungen und Petitionen reagiert. Das Klimaproblem des Verkehrs ist v. a. auch das Ergebnis von jahrzehntelangen, großen Versäumnissen der Politik.
Das Mindeste ist also auch hier, dass eine hochrangige Politikabordnung aus Stadt und Land nach Wien fährt, um die beschleunigte Umsetzung des Westbahnausbaues im Osten von Linz einzufordern.
Es muss auch geprüft werden, ob nicht die durchgängigen Gleise für den Nahverkehr vor den umfangreichen Baumaßnahmen für den Güterverkehr vorgezogen werden können, die ja in großem Ausmaß nur den Ersatz von bestehenden Bauteilen am Güterverkehrsbahnhof darstellen. Außerdem muss es bei den unzähligen Gleisen in diesem Bereich möglich sein, ergänzend zur jetzt schon teilweisen Nutzung der Güterverkehrsgleise für den Nahverkehr noch ausgedehntere Ergänzungsverkehre umzusetzen.
Ganz konkret ist daher zusätzlich zur Haltestelle im Bereich der Lastenstraße (Nahverkehrsknoten Franckviertel) zumindest im Bereich der Turmstraße eine Haltestelle im Zuge des Ausbaues auf 4 durchgehende Gleise unbedingt vorzusehen und muss auch die Wiederrichtung der Haltestelle Kleinmünchen (aufgelassen 2006), die ja ca. in der Hälfte der danach verbleibenden Lücke zwischen Turmstraße und Haltestelle Ebelsberg liegen würde, möglich sein.