Als man vor 3 Wochen erfahren hat, dass die Summerauerbahn nicht ins das Zielnetz 2040 aufgenommen werden soll, hat man sofort das Gefühl gehabt, dass die in Wien noch nicht mitbekommen haben, dass auch an der nördlichen Grenze von Oberösterreich der Eiserne Vorhang schon vor über 30 Jahren gefallen ist.
Was man aber auch sagen muss, man hat sich in OÖ darauf festgelegt, dass auf dieser Achse v.a. die Straße ausgebaut wird.
Die jüngere Geschichte der Summerauer-Bahn ist vor allem eine Geschichte der leeren Versprechungen.
Vor 16 (!) Jahren wurde verkündet, dass der Bahnausbau bis St Georgen an der Gusen, der v.a. für einen dichteren Nahverkehr dringend benötigt wird, fix ist (siehe Artikel unten). Passiert ist nix.
Jetzt die gesamte Summerauer-Bahn aus dem Zielnetz 2040 herauszunehmen, heißt, dass der Ausbau um weitere 20 Jahre verschoben ist.
2008 wurde von LH Pühringer verkündet, dass alles unternommen werden muss, dass die Bahn vor der Autobahn (S10) fertiggestellt wird. Was wurde hier auf der Seite der Bahn wirklich unternommen? Ja die Haltestellen wurden modernisiert. Umgelegt auf die Straße hätte dann auch der Ausbau der Tankstellen und ein paar Rasthäuser gereicht.
Weitere leere Versprechungen der Politik sind hier (Versprechungen der Politik zur Summerauer Bahn) abrufbar.
Zusätzlich hat die EU verboten, dass das Land OÖ den Ausbau der Bahn vorfinanziert.
Wie die EU den Green Deal erreichen will, wenn Bahnausbauten verboten werden, bleibt die große Unbekannte.
Und zuguterletzt redet die ÖBB die Bedeutung dieser Strecke bzw. die Notwendigkeit des Ausbaus seit Jahrzehnten herunter (u.a. spricht die ÖBB Infra Chefin Engel jetzt bei der Summerauerbahn von einer „Regionalbahn“). Und auch die Schiene OÖ spricht in einer aktuellen Aussendung von der S-Bahn nach Gallneukichen/Pregarten von der „neuen Hauptschlagader für den ÖV für das Untere Mühlviertel“. Das deutet darauf hin, dass die Summerauerbahn schon ziemlich abgeschrieben ist.
Dass hier nicht besonders vorausschauend agiert wird, zeigen die von der ÖBB verkündeten Zahlen. So war der Anteil der überlasteten Abschnitte (mehr als 100 % der Kapazität) auf der Bahnachse von Summerau bis zum Bosrucktunnel in OÖ (also Summerauer- und Pyhrnbahn) im Jahr 2017 noch bei 0 %. In den letzten 7 Jahren ist dieser Wert auf 64 % (!) gestiegen. Das kann nicht überraschend gekommen sein. Oder ist die Grafik der ÖBB in den Unterlagen zu den Rahmenplänen falsch?
Bei der Straße freut sich unser Landeshauptmann, dass die Autobahn in Tschechien so schnell vorankommt und damit bald die durch die dann durchgängige Autobahn neu angezogenen Lkws auch in unserem Bundesland massive zusätzliche Belastungen erzeugen werden.
Vielleicht sollte er sich einmal bei seinem Amtskollegen in Tirol erkundigen, was der Lückenschluss am Brenner vor 50 Jahren für ein Megaproblem für das Land Tirol verursacht hat und in den nächsten 10 Jahren nur ansatzweise mit einem Extremaufwand auf Seite der Bahn behoben werden wird.
Der gleiche Fehler soll hier begangen werden.
Die Politik könnte wenigstens jetzt ihr damaliges Ziel umsetzen und die Bahn vor der Autobahn realisieren. Es macht einen fassungslos, in der heutigen Zeit noch einerseits eine transeuropäische Autobahnachse zu schließen und andererseits bis heute keinen Plan zu haben, wie man auf diesen Zuwachs an Kfz-Verkehr, der so sicher ist wie das Amen im Gebet, auf Seite der Bahn reagieren will.
Es herrscht nach wie vor der Grundsatz: Die Autobahn geht immer, die Bahn nur dann, wenn andere (z.B. die EU für TEN-Strecken) zahlen! Allein auf dieser Achse wurde in den letzten 50 Jahren 7 (!) mal so viel in die Autobahn wie in die Bahn investiert. Und laut heutigem Stand wird dieser Verhältniswert noch steigen!
Das Land OÖ hat kein Konzept für das Erreichen der Klimaziele im Verkehr, redet aber nach wie vor von Klimaneutralität 2040. Zukünftige Generationen werden sich nicht erklären können, wie man auch noch im Jahr 2024 derart unzulässige Entscheidungen treffen konnte (Autobahn ja, Bahn nein).
Dass die Verschiebung eines Ausbaus der Summerauerbahn um mindestens 20 Jahre v.a. der fehlenden Abstimmung mit Tschechien geschuldet ist, ist eine faule Ausrede.
Seit 30 Jahren wird auch bei der SUM verkündet, dass man sich mit dem Nachbarland einig ist und Tschechien den Ausbau der Bahn begrüßt. Siehe Zeitungsartikel!
Und immerhin hat Tschechien hier schon einiges an Vorarbeit geleistet, dass z.b. seit einem Jahr die Fahrzeit Linz-Prag um fast 20 min verkürzt wurde. Die bremsenden Aussagen der ÖBB können da ziemlich zehren und irgendwann einmal auch beim Nachbarn ein Umdenken erzeugen.
Auch bei der Autobahn hat man es geschafft, jenen Punkt an der Grenze zu definieren, wo die Straßen zusammenstoßen sollten. Das dürfte auch für die Bahn machbar sein.
Ein Grobprojekt hätte man – so wie von der Frau Ministerin im Jahr 2022 versprochen – schon in den letzten 2 Jahren erstellen können. Dass diese neue Strecke nach St Georgen verlaufen wird und damit auch für den Nahverkehr genutzt werden könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Hier 20 Jahre lang eine Unterbrechung des Bahnausbaues vorzunehmen, ist also vollkommen unzulässig. Und die Herausnahme aus den Zielnetz 2040 steht diametral gegensätzlich zur Aussage der Frau Ministerin von vorletzter Woche, dass ihr der Ausbau der Stadtbahn im Großraum Linz gar nicht schnell genug gehen kann. Da geht es bis St. Georgen genauso um einen Bahnnahverkehr nach Linz! Wer kann derartige Aussagen noch verstehen?
Was es für die den Ausbau der Gesamtstrecke für den Fernverkehr bis Prag braucht, ist v.a. die Untersuchung verschiedener Varianten. Was kostet eine Beschleunigung um 30 min, was eine um 50 min und was eine um 75 min, die von der Frau Minister angekündigt wurde. Und wie viele neuen Passagiere bringt welches Maß der Beschleunigung? Dafür muss es inzwischen schon valide Zahlen geben. Nur eine einzige Zahl (2,5 h Linz-Prag) in die Diskussion zu werfen, ist nicht seriös.
Österreich müsste ja im Falle einer weitgehenden Neutrassierung nur ein Fünftel der Strecke Linz-Prag errichten und wenn sich herausstellt, dass die (sinnvolle) Beschleunigung in Tschechien viel günstiger wäre, dann könnte auch herauskommen, dass hier kein kompletter Neubau im Mühlviertel erforderlich ist und dann die EU hier diese „ungleiche Aufgabe“ ausgleichen sollte. Beim Klimathema hat man hierzulande auch kein Problem damit, ständig zu argumentieren, dass Investitionen außerhalb von Österreich ja viel effizienter wären.