Schwerpunktsetzung auf Wien ist gleichzeitig auch Reduktion der Bahn-Flächenversorgung!
Mit großen Einschaltungen werben die ÖBB für kürzere Fahrzeiten im Zuge der Vollinbetriebnahme des Wiener Hauptbahnhofs. Unter anderem wird hier die kürzere Verbindung Amstetten – Graz über Wien-Meidling erwähnt (neue Fahrzeit 3h33min).
Hier muss festgehalten werden, dass diese Fahrzeit schon seit Jahren über die Rudolfsbahn (Amstetten – Weyer- Selzthal) bzw. auch über Linz und die Pyhrnbahn möglich wäre, also ganz ohne Wildschweintunnel und neuem Wiener Hauptbahnhof.
Mit einer Eilzugverbindung auf der Gesäusestrecke wie vor 20 Jahren könnte man bei kurzem Umsteigen in Selzthal auch in 3h30 min nach Graz gelangen, und das auf 70 km bzw. 25 % kürzerer und im Vergleich zum hohen Tunnelanteil auf der Westbahnstrecke landschaftlich viel schönerer Strecke (Bahnfahren als Landschaftserlebnis!).
Auch über Linz (20 km kürzer als über Wien) wäre bei entsprechender Vertaktung und Weitergabe der möglichen kürzeren Fahrzeit auf der Pyhrnstrecke an die Bahnkunden heute schon 3,5 h möglich.
Mit teilweiser Benutzung des Mitbewerbers gibt es ja jetzt schon 2 fast gleich schnelle Verbindungen Amstetten – Graz über Linz (3h41min).
Wenn der Ausbau der Pyhrnbahn mit den gleichen Grundsätzen wie der restliche Bahnausbau in Österreich behandelt würde, wären hier in Zukunft ebenfalls viel schnellere Verbindungen möglich.
Bei der von der Fahrstrecke längsten Umsteigeverbindung über Wien werden ohnehin schon stark gefüllte Züge noch einmal stärker belastet, bei den direkteren Verbindungen (über Weyer bzw. Linz) würde deren Wirtschaftlichkeit und die Versorgung der Fläche erhöht. Auch die Österreicher abseits von West- und Südbahn haben ein Recht auf ein gutes Bahnangebot.
Ob es ausgewogen ist, 15 tägliche Umsteigeverbindungen über Wien anzubieten, keine aber auf der kürzesten Strecke über die (weitgehend stillgelegte) Gesäusebahn und mit Zuhilfenahme des Mitbewerbers nur 2 (zeitlich vertretbare )Verbindungen über Linz, darf hinterfragt werden.
Letztendlich ist das Aufzeigen dieser Umsteigeverbindung über Wien eine Widerspiegelung der Entwicklung, dass mit West- und Südbahn primär 2 Hauptstrecken in Österreich forciert werden und mit dem Herunterfahren von ganzen Bahnstrecken und teilweise dürftigem Angebot (z.B. Pyhrnbahn) die Versorgung der Fläche gleichzeitig immer schlechter wird. Bei den lt. Scotty 15 täglichen Verbindungen Linz – Graz mit max. 1 x Umsteigen geht die Mehrheit über Wien.
Dass zuerst Bahnprojekte errichtet werden, wo nicht jeder Euro 2 x umgedreht wird und dann beim Betrieb alles auf Punkt und Beistrich sich rechnen muss, wo es oft nur um einen verschwindenden Bruchteil der gleichzeitig stattfindenden Großinvestitionen geht, ist ebenfalls zu hinterfragen.